YOGA AUSBILDUNG – MUSS ES BALI SEIN?

Du liebst Yoga und spielst mit dem Gedanken eine Yogalehrer:in Ausbildung zu machen? Bei der riesigen Auswahl an Yogastilen, Zeiträumen und Yogaschulen gar nicht so eine einfache Entscheidung. In diesem Blog gibt dir die wundervolle deutsche Yoga Queen Sinah Diepold wertvolle und handfeste Tipps auf dem Weg zu deiner Yoga Ausbildung. 

(Fotografin Susanne Schramke)

Wenn du dich schon etwas in der Yogawelt auskennst, ist dir das herzliche Müncher Energiebündel Sinah Diepold bestimmt schon einmal begegnet. Sinah ist Gründerin, Yogalehrerin und Aktivistin und führt zusammen mit ihrer Partnerin Sophia Thora erfolgreich ihr eigenes Unternehmen Kale & Cake – ein BodyMindTherapy Studio, in dem Online und Offline Yoga, Barre sowie Achtsamkeit und Coaching unterrichtet wird. 

Sinah Diepold unterrichtet bereits seit 19 Jahren Gruppen in Bewegung und hat bisher über 300 Yogalehrer:innen ausgebildet. Sie weiß also, wovon sie spricht. Lass sich von unserem Interview mit ihr inspirieren! 

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yoyoka: Liebe Sinah, wann bin ich bereit für eine Yogalehrer:in Ausbildung?

Sinah Diepold: Das Körperliche ist eine Sache. Für mich ist die Bereitschaft im Kopf sehr viel wichtiger. Das bedeutet, du hast dich schon mit Yoga beschäftigt und es entsteht diese schöne Verbindung und Liebe, die den Wunsch hervorbringt, mehr über Yoga erfahren zu wollen. Gleichzeitig spürst du eine Offenheit dafür, wieder ähnlich zur Schulzeit zu lernen – vor allem über dich selbst und natürlich über diese schöne Philosophie und Wissenschaft.

Darüber hinaus empfehlen wir bei Kale & Cake, ungefähr ein Jahr physisch Yoga praktiziert zu haben, bevor du eine Ausbildung beginnst. So startest du mit einem gewissen Grundverständnis für dieses physische System. Es gibt auch Teacher Trainings, in denen es Voraussetzung ist, dass die Schüler:innen vorher schon bestimmte Schriften und Bücher studiert haben müssen. Informiere dich zuvor und schau, was dir entspricht.
 

 

yoyoka: Welche Frage sollte ich mir stellen, bevor ich ein Yoga Teacher Training mache?

Sinah Diepold: Ich finde es schön, sich zu fragen: was ist meine Motivation dahinter? Eine Yoga Ausbildung ist ein hohes zeitliches und finanzielles Commitment und erfordert viel Aufmerksamkeit. Werde dir also bewusst, was dein Wunsch hinter der Ausbildung ist. Eine Motivation kann zum Beispiel sein, dass du tiefer in die Materie eintauchen willst. Vielleicht möchtest du mehr über deinen Körper erfahren. Oder aber du möchtest Yogalehrer:in werden. Halte einen Moment inne und entscheide dich bewusst.

Manche Menschen glauben, sie machen ein Yoga Teacher Training und danach sind all ihre Probleme gelöst. Dem ist natürlich nicht so. Unsere Probleme nehmen wir ja immer mit. Yoga kann bei der Bewältigung von Herausforderungen ein tolles Tool sein, ist aber kein Wundermittel, dass alle Probleme wegzaubert. Deswegen ist es in meinen Augen wichtig, sich seiner Erwartungen an das Training bewusst zu werden. 

 

yoyoka: Wie finde ich heraus, welcher Yogastil zu mir passt?

Sinah Diepold: Ausprobieren. Es ist das Gleiche, mich zu fragen: mag ich ein bestimmtes Gericht? Ich weiß es ja nicht, bis ich es probiert habe. Wenn ich aber zum Beispiel schon weiß, dass mir Tomaten nicht schmecken, dann sind die Spaghetti Napoli wahrscheinlich nicht mein Ding. 

Mach dir ein eigenes Bild von verschiedenen Lehrer:innen und Stilen. Teste dich durch und erkenne dabei, was zu dir spricht, wo du dich wohlfülst – unabhängig davon, ob etwas nun populär ist oder nicht. Das wird uns ja heute zum Glück so leicht gemacht. Es gibt viele, viele Youtube-Videos, mit denen du in kleinen Bits ein Gefühl für einen Stil bekommen kannst. Dann kannst du mal bei eine ganzen Onlinestunde einer Lehrerin teilnehmen, dir vor Ort ein Studio suchen und dann vielleicht noch ein 2-4-Tagestraining bei einem tollen Lehrer machen. Außerdem bieten mittlerweile viele Yogastudios Infoabende zu ihren Yoga Ausbildungen an. Kann ich absolut empfehlen. 

yoyoka: Welches Ausbildungsformat passt zu mir und meinen Lebensumständen?

Sinah Diepold: Das ist zu 99% eine Zeitfrage. Viele können zum Beispiel nicht 4 Wochen am Stück Urlaub nehmen, um ein Intensive Training zu machen. Das lässt sich für die meisten eher in den Übergang zwischen zwei Jobs oder zwischen Ausbildung und Jobeinstieg packen. Grundsätzlich macht eine 200h-Ausbildung zu Beginn auf jeden Fall Sinn, wenn du es dir zeitlich erlauben kannst und dir deiner Entscheidung schon sehr sicher bist.

Diese Trainings gibt es in Intensive Form, aber auch in Modulform – zum Beispiel über 6 Monate verteilt. Möchtest du vielleicht erstmal einen Geschmack davon bekommen, wie sich so ein 200h-Training anfühlen kann, empfehle ich dir, zunächst ein 50- oder 100-Training zu machen. Das lässt sich auch für Mütter oder Lehrer:innen meist gut in den Alltag integrieren. 

 

yoyoka: Ich möchte Yogalehrer:in werden. Wie lang sollte meine erste Ausbildung sein?

Sinah Diepold: Ich persönlich als Studioleitung finde es immer super, wenn die Schüler:innen eine 200h-Ausbildung machen, diese verdauen und ihre Erfahrungen damit machen. Erstmal assistieren, Freunde und Familie unterrichten sowie Stunden vertreten. Dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem du wieder Bedarf nach neuem Input verspürst. Da ist dann natürlich eine 300h-Ausbildung eine tolle Möglichkeit.

Ich selbst habe zweimal 200h gemacht und dann die 300h drauf gesetzt. Erst nach meiner zweiten 200h-Ausbildung habe ich erkannt, dass ich von diesem Lehrer mehr lernen möchte. Wenn du dir aber zum Beispiel schon sehr sicher bist, dass du unbedingt ausschließlich von deiner Lehrerin lernen möchtest, dann sind die 500h direkt bei ihr perfekt für dich. 

 

yoyoka: Wie wichtig ist ein angesehenes Zertifikat am Ende meiner Ausbildung?

Sinah Diepold: Es gibt die sogenannte, allgemein gültige Yoga Alliance Zertifizierung. Sie zeigt am Ende, dass sich bei dem Teacher Training idealerweise an bestimmte Richtlinien gehalten wird bzw. dass bestimmte Themen in einem bestimmten Umfang abgedeckt werden. Ich persönlich habe bisher allerdings noch nicht mitbekommen, dass die Yoga Alliance selbst aktiv prüft, ob die Richtlinien tatsächlich eingehalten werden. Es ist also eine Möglichkeit, ein Gefühl bezüglich der Themen in einem Training zu bekommen. Ich würde allerdings ein Training nicht per se ausschließen, nur weil ich am Ende kein Yoga Alliance Zertifikat bekomme – vor allem nicht in Deutschland. Viele Studios achten nach meinem Wissen nicht drauf, ob du ein Yoga Alliance Zertifikat hast. Hast du eine Ausbildung vorzuweisen und bist eine gute Lehrerin, reicht das absolut aus, um mal eine Probestunde zu halten. Solltest du schon wissen, in welchem Studio du gern unterrichten möchtest, informiere dich am besten vorab, worauf dieses Wert legt. 


(Fotografin Susanne Schramke)

yoyoka: Muss ich nach Bali, um eine hervorragende Ausbildung zu genießen? 

Sinah Diepold: Nein. Ich glaube du hast einen riesigen Vorteil, wenn du deine Ausbildung zuhause machst. Denn du hältst dich in einer weniger aufregenden Umgebung auf, die dich vollkommen auf das Lernen und die Erfahrungen mit dir selbst fokussieren lässt. Auch wilde Rollerfahrten nach den Lehrstunden und die ein oder andere Kokosnuss, vielleicht sogar mal mit einem Schluck Rum, haben zurecht ihre Reize. Allerdings würde ich sie eher als eine energetische Selbsterfahrung betiteln als eine Yoga Ausbildung. Außerdem solltest du bedenken, dass Teacher Trainings außerhalb von Deutschland meist komplett auf Englisch gehalten werden. Ein Switch in den Unterricht auf Deutsch ist auf jeden Fall machbar, aber anfangs gar nicht so leicht. Zudem bleibt dir in Deutschland der Kulturschock und der mögliche Bali-Belly aus und du kannst dich ganz auf deine Ausbildung konzentrieren. Das bringt einfach noch einmal eine ganz andere Ernsthaftigkeit rein. Da ist natürlich die Frage, ob du das willst. Beides ist fein. 

Der Ort der Ausbildung ist generell ein wichtiger Punkt. Es gibt natürlich die Klassiker Goa, Bali und Sri Lanka. In Goa und Sir Lanka bist du recht nah an den Wurzeln des Yoga und hast vielleicht eine indische Lehrerin. Das kann helfen, die Kultur und das Erbe noch besser zu verstehen. Allerdings ist es in meinen Augen nicht notwendig. Häufig werden diese Ausbildungen aus einem Automatismus heraus gebucht – „weil man halt eine Yogaausbildung im Ausland macht“. 

Wir veranstalten unsere Ausbildungen bei Kale & Cake deshalb in München, weil wir keine Lust haben, ständig 40 Leute durch die Weltgeschichte fliegen zu lassen. 

 

yoyoka: Wie kann ich mich in dem Dschungel aus unterschiedlichen Preisen für eine Yogalehrer-Ausbildung zurecht finden?

Sinah Diepold: Das ist tatsächlich nicht so leicht. Es hängt von ein paar Faktoren ab. Am besten schaust du zunächst mal, was alles in deinem Training inkludiert ist. Manche haben bereits die Verpflegung und Unterkunft dabei, andere nicht. Dann sind die Ausbildungen im Ausland allein schon durch den Wechselkurs günstiger. Bedenke hier, dass du auf jeden Fall noch deinen Flug bezahlen musst. Informiere dich auch, wie viele Lehrer:innen Teil des Teacher Trainings sind. Wir sind aktuell zu viert bei unseren Ausbildungen. Allerdings muss es nichts Schlechtes heißen, wenn nur eine Person ein Teacher Training gibt. Gerade, wenn es viele intensive 1:1-Sessions gibt, hat dies großen Wert. In Deutschland liegt der aktuell gängige Preis für ein 200h Teacher Training zwischen 3.000 und 4.000 Euro, würde ich sagen. Je mehr du dich in ein festes System – wie zum Beispiel Jivamukti, Inside Flow oder Budokon Yoga – einkaufst, bezahlst du wahrscheinlich mehr. Allerdings kaufst du dir damit ja auch einen Namen, der schon sehr etabliert ist und mit dem dir die Türen vieler Studios deutlich offener stehen. Der Inhalt ist da nicht unbedingt besser, jedoch hast du die anderen beschriebenen Vorteile. 

 

yoyoka: Möchtest du unseren Yoga Ausbildungs-Interessierten noch etwas mitgeben?

Sinah Diepold: Wenn du einen Funken spürst, der dir sagt: ich will eine Yoga Ausbildung machen.. fucking do it! Es ist wunderschön und du siehst dann schon, was dabei raus kommt. Nutze diese uralte, intelligente, wunderschöne, ganzheitliche Wissenschaft, um irgendwie mit diesem aufregenden Leben klarzukommen. 

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Wir hoffen, dieses Interview hat dir mehr Aufschluss über deinen Weg zur Yoga Ausbildung geben können. Wie Sinah zum Abschluss betont hat: wenn der Wunsch in dir besteht, eine Yogalehrer:in Ausbildung zu machen, tu dies! Schau dir vorher genau deinen Alltag an und überlege, wie und in welchem Zeitraum du gerne mehr über Yoga lernen möchtest. Lass dich geduldig von Lehrer:innen Online wie Offline inspirieren und sauge auf, was geht. Danach fällt die Entscheidung für einen Yogastil, eine Yogaschule und den Ort deiner Ausbildung deutlich leichter. 

 

Alles Liebe vom gesamten yoyoka-Team